Erster digitaler Tollitäten­treff brachte Karnevals­stimmung in die Wohnzimmer

Erster digitaler Tollitäten­treff brachte Karnevals­stimmung in die Wohnzimmer Das Bornheimer Kulturforum war Mitveranstalter

Das gab es in 53 Jahren noch nie: Der Tollitätentreff der Stadt Bornheim ging am Mittwochabend, 10. Februar 2021, erstmalig digital über die Bühne der Herseler Rheinhalle. Der kostenlose Livestream wurde rund 1.000-mal aufgerufen; während des virtuellen „Tollis“ griffen mehr als 300 Geräte gleichzeitig auf den Livestream zu. Die Bornheimer Jecken an den Bildschirmen begrüßte Bürgermeister Christoph Becker, der als Elvis verkleidet mit seinen Stellvertreterinnen Gabriele Kretschmer und Dr. Linda Taft die Sitzung eröffnete.

Das Programm stand den 52 vorangegangenen Veranstaltungen in nichts nach: Höhepunkte waren die Auftritte des Jazztrompeters Michael Kuhl und des Lokalmatadors Bernd Stelter. Als Moderatoren führten Ursula und Christian Köhl mit Humor und karnevalistischem Frohsinn durchs bunte Programm. Beim großen Finale zeigte auch die Kölsche Kultband HÖHNER, wie man digital für Karnevalsstimmung sorgt. Für ein „Huhn“ war es sogar ein Heimspiel. Schließlich kommt Multiinstrumentalist Jens Streifling aus Bornheim-Brenig.

Die HÖHNER marschierten mit der Musik von „Viva Colonia“ auf die Bühne der Herseler Rheinhalle. Deren Bretter wurden nur kurze Zeit später mit „Wo mir sin is Kölle“ einer echten Belastungsprobe unterzogen. Was zugleich vom Alleinunterhalter Stefan Linden, der den gesamten Livestream über für musikalische Untermalung sorgte, mit einem Tusch belohnt wurde. Begeistert zeigte sich davon HÖHNER-Frontmann Henning Krautmacher: „Das geht uns runter wie Öl, dass man hier live einen Tusch gespielt kriegt“. Kurzerhand folgte ein Karnevalsmedley mit weiteren Klassikern wie „Jetzt geht’s los“, „Echte Fründe“ und „Schenk mir dein Herz“. Zum Mittanzen aufgefordert wurden die Zuschauer dann mit „Steh auf, mach laut!“ Die HÖHNER waren bestens aufgelegt und ihnen gefiel es in der Herseler Rheinhalle sogar so gut, dass die Kölsche Kultband nicht von der Bühne runter wollte und mit „Viva Colonia“, „Et letzte Jlas“ und „Hey Kölle du bes e Jeföhl“ gleich mehrere Zugaben spielte.

Neben den HÖHNERn mit dem Breniger Jens Streifling in ihren Reihen war das Tolli-Programm mit weiteren lokalen Größen gespickt – etwa mit dem Waldorfer Jazztrompeter Michael Kuhl und dem Herseler Komiker Bernd Stelter. Michael Kuhl, bekannt als die „Tröt“, war bis 2017 Frontmann von „Kuhl un de Gäng“. Mittlerweile steht er gemeinsam mit dem Bornheimer Pianisten Frank Buohler auf der Bühne. Mit dem Karnevalsklassiker von Willi Ostermann „Och wat wor dat fröher schön en Colonia“ sowie „Ich han de Millowitsch jesinn“ und „Der kleine Trötemann“ aus seiner eigenen Feder sendete Michael Kuhl sentimentale Töne in die Wohnzimmer der Bornheimer Jecken. Heimische Töne stimmte Kuhl mit „Trecker-Trucker“ von Die Zwei usem Vürjebirch an.

Bernd Stelter erkannte bei seinem Einzug sofort, dass es in der Rheinhalle in diesem Jahr ein wenig anders aussah, als sonst – leerer natürlich. Schließlich ist das Herseler Multitalent, das als Werbefachmann bundesweite Bekanntheit erlangte, längst Stammgast beim „Tolli“. Sein Programm begann er traditionell mit einem Jahresrückblick. Diesmal fand er scharfe Worte und entschuldigte sich dafür vorab bereits: „Bitte entschuldigen Sie die Wortwahl, das klingt jetzt ziemlich harsch, aber das Jahr 2020 war doch einfach nur für’n Arsch: Dieser Virus COVID-19 der hat uns fertig gemacht, wär der Wendler nicht gewesen, hätten wir überhaupt nicht gelacht“. Sonderbar fand Stelter, dass die Menschen 2020 in Deutschland Klopapier gehortet hatten, während die Italiener auf Rotwein und die Engländer auf Whiskey und Bier setzten, die Kapelle neuerdings auf YouTube spielt und Bundestrainer Jogi Löw noch ins Stadion durfte. Mut macht Stelter aber auch und mahnt: „Jetzt wird geimpft, wir fangen endlich an, und wer jetzt noch darauf schimpft, der kommt als Allerletzter dran.“

Lokalkolorit vermittelten Gerhard Fehn und Cécile Kott. Die beiden Bornheimer Schauspieler sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Während Cécile Kott als Margot von der VHS überzeugte, begab sich Gerhard Fehn als Professor Hans-Dieter mit Schnupfen auf eine Reise im ÖPNV. Aus Leverkusen angereist war Gabi Elabor, die die Zuschauer als „Annegret vom Wochenmarkt“ vor den heimischen Bildschirmen mit ihrem „Kölsch jeschwaad“ zum Lachen brachte. Einen besonderen Videogruß gab es von der Kölner Top-Band Kasalla, die dem Publikum vor den Mattscheiben zu Hause liebe Grüße ins Wohnzimmer schickte. Die Musiker von Kasalla hoffen, dass man sich im nächsten Jahr wieder in Echt ohne Scheibe sieht. Natürlich fehlen durften beim „Tolli“ auch 2021 nicht die Bornheimer Tollitäten. Musikalisch unterlegt mit „Bye bye my love“ wurde ein Foto der Tollitäten der vergangenen Session eingespielt, die im letzten Jahr gemeinsam auf der Bühne der Herseler Rheinhalle standen. Die neuen Tollitäten, deren Amtszeit von 2021 auf 2022 verschoben wurde, meldeten sich danach in einem Videobeitrag zu Wort, um Vorfreude auf die kommende Session zu schüren.

Der digitale Tollitätentreff der Stadt Bornheim fand in diesem Jahr unter dem Motto des diesjährigen Sessionsordens statt: „Corona määt oss net bang – mer trecke all an enem Strang!“ Der Orden wurde unter Mitarbeit zahlreicher Ortsausschüsse, Dorfgemeinschaften und Karnevalsgesellschaften aus vielen Bornheimer Ortsteilen entworfen. Der digitale „Tolli“ konnte nur stattfinden, weil viele Menschen, Vereine und Firmen ihn unterstützt hatten. Da diesmal ja keine Eintrittskarten verkauft werden konnten, waren die Ausrichter – also die Stadt Bornheim und erstmalig auch das Kulturforum – noch mehr als sonst darauf angewiesen.

„Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Sponsoren und Spendern, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre“, sagt Bürgermeister Christoph Becker. Sponsoren des digitalen „Tollis“ sind Auto Thomas aus Bornheim, die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft dhpg, die Volksbank Köln Bonn eG und die Energieunternehmen e-regio und RheinEnergie. Spenden ans Kulturforum zur Durchführung der Veranstaltung kamen von der Kreissparkasse Köln, dem Verein Senat Förderkreis Roisdorfer Karneval und privaten Spendern. Die Druckerei und Kreativagentur Germanus aus Roisdorf sponserte die Moderationskarten, auf denen der Corona-Orden abgebildet war, und Blumen Sieghart aus Roisdorf sponserte ein Blumengesteck für den Moderatorentisch.