Walter Sittler begeisterte mit Texten von Dieter Hildebrandt im Bornheimer Ratssaal

Walter Sittler begeisterte mit Texten von Dieter Hildebrandt im Bornheimer RatssaalNeun Jahre nach seinem Tod ist der Kabarettist Dieter Hildebrandt unvergessen. Das zeigte sich auch bei der Lesung von Hildebrandt-Texten durch den bekannten Schauspieler Walter Sittler im Bornheimer Ratssaal.

Walter Sittler, der auf Einladung des Bornheimer Kulturforums nach Bornheim gekommen war, ist weithin bekannt u. a. durch die Fernsehserie „Nikola“, in der er neben Mariele Millowitsch als Stationsschwester den Arzt Dr. Robert Schmidt verkörpert. Derzeit ist Walter Sittler im Fernsehen vor allem in der Fernsehreihe „Der Kommissar und das Meer“ zu sehen. Es gibt kaum eine Serie im deutschen Fernsehen in der er keine Gastrolle hatte.

Im Mittelpunkt der Bühnendarbietung stand der 2013 verstorbene Kabarettist Dieter Hildebrandt. Nach dessen Tod veröffentlichte sein Verlag das Buch „Letzte Zugabe“, in dem die letzten Texte von Dieter Hildebrandt zu finden sind.

Es war der Wunsch der Ehefrau von Dieter Hildebrandt, dass Walter Sittler aus diesen und seinen sonstigen Texten ein eigens zusammengestelltes Programm präsentierte. Und diese Texte sind auch heute noch erstaunlich aktuell.

»Es wäre schön, wenn er heute selbst hier wäre, aber das wird er aus bekannten Gründen nicht mehr können«, meint Sittler nach der Begrüßung von Wolfgang Henseler dem Vorsitzenden des Bornheimer Kulturforums.

Es ist ein Verdienst Sittlers, dass die Besucher schnell das Gefühl haben, Hildebrandt sei doch zurückgekehrt. Sittler hat eine Hildebrandt-Hommage zusammengestellt, in der er dessen Texte liest und spielt, aber auch über den satirischen Kämpfer erzählt sowie die Hildebrandt-Texte ergänzt und aktualisiert. Manchmal fiel es den gut 150 Besuchern gar nicht so leicht zu erkennen, ob er gerade einen Text von Hildebrandt liest oder eigene Anmerkungen zum Besten gibt. Sittler schlüpft perfekt in Hildebrandts Rolle.

Die letzten immer noch topaktuellen Texte Hildebrandts wie die fiktive Abschiedsrede, die Hildebrandt Herbert Wehner einstmals auf den Leib geschrieben hat. Sittlers Lesung wird zu einer gesellschaftspolitischen Zeitreise durch die deutsche Geschichte. Viele Sternstunden des politischen Kabaretts werden dank Sittler so wieder lebendig.

Die Zuhörer lachten und klatschten, nicht zum letzten Mal in dem zweistündigen Programm, in dem Sittler nicht nur die Rollen und Texte blitzschnell wechselte, sondern auch mehrmals zwischen Tisch und Rednerpult hin- und herpendelt. Gegen Ende des Abends liest Sittler »Das Märchen von Prinz Gutti«, Hildebrandts geniale Abhandlung über Aufstieg und Fall von Karl-Theodor zu Guttenberg.

Die Besucher dankten Sittler mit langanhaltendem Applaus für zwei großartige Stunden.